Alpinkletterwoche Dolomiten
Eine Fahrt in die Dolomiten gehört schon fast zum jährlichen Ritual der Kletterer der Sektion Karlsbad. Absicherung und Ambiente lehren klettergartenverwöhnten Aspiranten jedes Mal aufs Neue Demut und Bescheidenheit. Auch heuer hat sich eine Gruppe Kletterer der Sektion in das Herz der Dolomiten gewagt.
Voller Zuversicht fahren wir in die Dolomiten. Noch am Anreisetag entscheiden wir uns spontan für die erste Mehrseillängenroute, die Meisules dala Biesces, Y-Riss (Absicherung: Alpin). Nacheinander starten wir in die gleiche Tour. Wettervorhersage: bewölkt mit möglichen Regenschauern. Erkenntnis: Routen in den Dolomiten sind nicht nur schwieriger, sondern auch schlechter abgesichert! Diese Tatsache kostet uns doch etwas Zeit. Kurz nachdem die letzte Seilschaft in die Route startet, ist der Regenschauer schon über uns. Fast alle Seilschaften seilen ab. Einzig die Seilschaft Martin und Silke, die die schwierige Schlüsselstelle bereits passiert haben, klettern weiter. Der nasse Fels fordert jetzt das ganze Können der Beiden. „Silke Nachsteigen! Wenn möglich, jetzt nicht fallen“, ruft Martin, denn die Stände sind schlecht und meist ohne Bohrhaken Erfolgreich klettern sie die Tour durch. Der Abstieg entpuppt sich als abenteuerlich. Um Höhenmeter gutzumachen und einen Umweg zu vermeiden, wird an Bäumen abgeseilt.
Für den zweiten Tag haben alle Seilschaften ihre eigenen Routen geplant. Stephan und ich fahren zum Sellajoch und starten zur kleinen Micheluzzi am Ciavazes. Ein bisschen suchen und nach ein paar Seillängen stehen wir auf dem unteren Band. Da wir zügig unterwegs sind, geht’s weiter zum Einstieg der Route Freccia am ersten Sella-Turm. Oben angekommen empfangen uns Edi und Stefan, die gerade vom zweiten Turm herunterkommen. Wir entscheiden uns, die Tour auf den zweiten Turm zu verlängern. Ein Traum, bei diesem schönen Wetter und der tollen Aussicht zu klettern!
Die Seilschaften Martin, Georg, Pia und Silke haben sich den Innerkofler Turm ausgesucht. Aufgrund der langwierigen Suche nach dem Einstieg steigen sie verspätet in die Route ein. Die Route entpuppt sich schwieriger als erwartet, aufgrund des Zeitdrucks und der schlechten Stände entscheidet sich die Truppe, auf das ungute Gefühl zu hören und den Rückzug anzutreten. Wir alle sind damit um eine Erfahrung reicher.
3.Tag- Heute fahre ich mit Stephan zur Fiameskante bei Cortina d’Ampezzo
Beim Zustieg ist Spürsinn gefragt. Erst über die Wiese, dann im Zickzack den direktesten Weg durch den Wald finden, bis wir auf den markierten Trampelweg gelangen. Ein Geröllhang beendet den Weg und das Abenteuer durch die Latschenkiefer beginnt. Mäßig abgesicherte 5er Seillängen entlang der Kante bringen uns ins Schwitzen. Es ist ausgesetzte Kletterei mit alpiner Absicherung. Am Gipfel werden wir mit einem Blick über die Dächer von Cortina belohnt.
Den Rest der Gruppe zieht es zum Pordoijoch. Ziel ist der Dolomiten-Klassiker Mariakante an der Pordoispitze. Die Route, größtenteils im 4. Schwierigkeitsgrad, wird gut begangen und wurde über die letzten Jahrzehnte ordentlich glattpoliert. Alle Seilschaften erreichen den Gipfel neben der Bergstation der Seilbahn. Runter geht’s im Laufschritt bzw. mit der Seilbahn.
4.Tag: – Zurück zu den Sella Türmen. Ein sonniger Tag. Stephan und ich steigen am 4. Sellaturm in die Tour Demetz Glück ein. Eine gute Felsqualität und durchgehend spannende Kletterei. Wir seilen uns ein wenig mühsam in die beeindruckende Schlucht ab. Bei Regen / Nässe wird’s hier richtig wild. Unten angekommen ruft uns schon der Cappuccino am Sella Joch. Die restliche Truppe vergnügt sich am 1. und 2. Sellaturm. Freundlichere Routen erwarten uns, bei denen auch Pia und Silke Spaß im Vorstieg haben.
5.Tag- hält das Wetter? Martin schlägt vor, heute zu den Cinque Torre zu fahren. Dort befinden sich einige kürzere MSL-Touren. An unserer geplanten Tour Dimai-Direkt stehen die Leute bereits Schlange. Als Alternative steigen wir in die benachbarten Touren ein:
„Grande Torre – Bergführerweg“, „Barancio – Nordwand“ und „Torre Lucy Pompamin“.
Nach der schönen Kletterei treffen wir Martin, Georg und Edi. Pia und Silke genießen derweil den Klettertag in gut abgesicherten Routen am Torre Quarta Bassa und in der Cinque Torri Ostwand. Danach klettern sie in einer Dreier-Seilschaft mit Martin als Vorsteiger die Barancio Nordwand.
Für alle ein sehr genussvoller Klettertag zum Abschluss der Woche.
Aufgrund des zweifelhaften Wetterberichts für die Folgetage beschließt die Gruppe den vorzeitigen Aufbruch nach Hause.
Zu guter Letzt:
In Italien gibt es im Restaurant Primi und Secondi (erstes und zweites Gericht) – das kann zu Überraschungen führen, wenn die Portion Nudeln klein ausfällt.
Sven Arnold und Silke Fischer
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