Auch dieses Jahr gab es wieder einen spektakulären Gletschergrundkurs, auf den sich alle Teilnehmer bereits im Voraus unheimlich freuten. Mit einer gehörigen Portion Abenteuerlust machte ich mich am Freitagmorgen um 03:30 Uhr auf den Weg nach Iglersreuth, um dort um 03:45 Uhr Silke abzuholen. Nur knapp 10 Minuten später erreichten wir Pia. Das Abenteuer begann! Um etwa 04:00 Uhr brachen wir endlich auf, unsere Route führte uns zunächst Richtung Sölden, vorbei an der Zugspitze. Unterwegs vertieften wir uns in Gespräche über die Eisenzeit und eine Diskussion über die Begehung des Jubiläumsgrats. Später passierten wir Imst und bewunderten die imposante Geierwand, an der wir nur zwei Wochen zuvor geklettert waren. Wir schwelgten in Erinnerungen an die bestens gesicherten Mehrseillängen und die Herausforderungen, die uns dort begegneten.
Schließlich erreichten wir Sölden, wo wir auf die anderen Teilnehmer des Kurses warteten. Gemeinsam verteilten wir die restliche Ausrüstung und begaben uns nach einer kurzen Busfahrt zum Gasthaus Fiegels. Von dort aus starteten wir zur Hildesheimer Hütte. Dank einer Materialseilbahn konnten wir unsere Rucksäcke abgeben und leichtfüßig weitergehen. Ein wunderschöner Bergweg führte uns entlang von Bächen und Wasserfällen. Nach etwa 2 Stunden erreichten wir die Hütte.
Oben angekommen, stärkten wir uns zunächst mit einer kleinen Brotzeit, um am frühen Nachmittag gestärkt weiterzuziehen. Auf dem nahegelegenen Schneefeld oberhalb der Hütte übten wir die grundlegenden Techniken für eine Gletschertour: das Errichten eines T-Ankers und das Gehen mit Steigeisen. Dabei gelang es uns tatsächlich, unsere Hosen nicht komplett zu ruinieren. Nachdem jeder seinen T-Anker eingegraben und getestet hatte, erwartete uns bereits das Abendessen. Mit köstlicher Tomatensuppe, selbstgemachten Bratwürsten und einer verlockenden Portion Pannacotta wurden unsere Geschmacksknospen verwöhnt und wir tankten Energie für den kommenden Tag.
Nach einem kleinem Frühstück um 06:30, konnten wir uns nun endlich auf dem Weg Richtung Gletscher begeben. Dabei sei erwähnt, dass das Wetter weit schlechter war als erhofft. Dichter Nebel mit einer Sichtweite von kaum mehr als 20 Metern und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt begrüßten uns. Auch Schnee und leichter Regen peitschten uns durch den starken Wind ins Gesicht. Doch nichts konnte uns aufhalten! Über einen kleinen, gesicherten Steig auf rutschigem Felsen und durch Schnee- und Geröllfelder gelangten wir auf den Gletscher des Zuckerhütls. Überraschenderweise gefiel mir das raue Wetter besser als strahlender Sonnenschein – schließlich kann jeder bei Sonnenschein wandern 😉 Bis zum Pfaffenjoch konnten wir, weil auf diesem Abschnitt nur kleine ungefährliche Spalten waren, noch ohne Seilschaft gehen Danach gingen wir in zwei Vierer-Seilschaften bis zum Pfaffensattel. Für das letzte Stück zum Westgipfel waren dann endlich unsere Steigeisen im Einsatz. Der Gipfel erforderte leichte Kletterei, und Marco ging voran, um uns ein wenig Sicherheit zu geben. Der Aufstieg zum Gipfel war für uns alle kein Problem und dauerte nochmals eine halbe Stunde. Doch auf dem Weg nach oben, war es aufgrund des eisigen Windes so kalt, dass wir trotz der Bewegung zu frieren begannen.
Am Gipfelkreuz angekommen, war die erwartete Aussicht leider von dichtem Nebel verschleiert. Kurz ein Grupenbild machen und auf gehts in den Abstieg.
In einer Kletterpassage, etwa 50 Meter unterhalb des Gipfels, fanden wir einen windstillen und beinahe warmen Ort, an dem wir eine kleine Pause einlegten. Hier genossen wir Getränke und Snacks, und plötzlich rief Marco voller Freude zu Pia: „Ist das etwa mein Flachmann?“ Es stellte sich heraus, dass sich sogar noch ein Birnenschnaps darin befand. Wer Marco kennt, weiß, das der erste schluck nicht der letzte war.
Wir waren die Ersten auf dem Gipfel und langsam waren auch andere Gruppen, gesichert durch ein Fixseil, auf dem Weg zum Gipfel. Daher beschlossen wir, den Abstieg anzutreten. Dies erwies sich als Herausforderung, da uns auf dem schmalen Felsgrat entgegenkommende Personen den Weg erschwerten. Der Abstieg dauerte dadurch länger als erwartet und war aufgrund des ständigen Ausweichens und Wartens auf andere Gruppen weniger angenehm als der einsame Aufstieg.
Wieder auf dem Gletscher angekommen, setzten wir unser Tempo in Richtung Pfaffenjoch fort. Dort frischten wir unser Wissen zur Spaltenbergung auf, indem wir die Lose Rolle in einer Randspalte unter schroffen Felswänden übten. Nach zahlreichen Durchgängen und ein paar leichtsinnigen Fehlern machten wir uns endlich um halb Drei am Nachmittag auf den Weg zurück zur Hütte. Für den Rückweg wählten wir einen anderen Weg als beim Aufstieg und mussten uns erneut in einer Seilschaft zusammenschließen, um den Gletscher bis unter die Hütte abzusteigen. Den Weg zur Hütte bewältigten wir über den gleichen Pfad, den wir bereits auf dem Hinweg zum Gletscher genommen hatten.
Kaum waren wir auf der Hütte angekommen, hatten wir bereits unser erstes Bier in der Hand. Selbstverständlich ließen wir es uns zum Abendessen nochmals gut gehen. Marco beschloss, nach dem Essen in der Küche auszuhelfen, da er die Hüttenwirtin gut kannte. Um halb 12 ging es dann in das wohlverdiente Bett.
Am nächsten Morgen starteten wir unseren Abstieg um 8 Uhr. Auch hier konnten wir die Materialseilbahn nutzen. Da wir den Weg zum Auto zu Fuß, nicht wie am Freitag mit dem Bus, zurücklegen mussten, erreichten wir es gegen halb 12 und machten uns auf die Heimreise, müde, aber erfüllt von den unvergesslichen Abenteuern, die wir auf unserem Gletschergrundkurs erlebt hatten.
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