Lieber Horst, im Namen der Vorstandschaft, der Mitglieder der Sektion Karlsbad im Deutschen Alpenverein, darf ich mich von Dir, unserem Freund und Bergkameraden, unserem Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden verabschieden.
An erster Stelle kam für Dich immer Deine Familie. Mit Deiner Ehefrau Lotte hast du dich bis zuletzt liebevoll um deinen pflegebedürftigen Sohn gekümmert. Ich denke, ich darf sagen, dass schon an zweiter Stelle der Alpenverein bzw. die Sektion Karlsbad kam.
Bereits mit 18 Jahren, am 01.01.1956, trat Horst Wagner dem Deutschen Alpenverein bei und wurde am 01.01.1978 Mitglied in der Sektion Karlsbad. Er war also 65 Jahre Mitglied im Deutschen Alpenverein, davon 43 Jahre bei der Sektion Karlsbad. Schon kurz nach seinem Eintritt in die Sektion Karlsbad engagierte er sich als Beirat und wurde 1996 unter Mimi Totzauer zum 2. Vorsitzenden gewählt.
Ab 1999 folgten 20 Jahre als 1. Vorsitzender.
Während seiner Ära hat er Großartiges geleistet. Mit Weitblick und kalkuliertem Risiko erkannte er: Man muss investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Wie allseits bekannt, ist die Sektion Karlsbad Eigentümerin der Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten. Alleine in diese Hütte wurden von 2006 bis 2010 ca. 1 Million Euro investiert, u.a. für einen Anbau und den Innenausbau. Die Übernachtungszahlenstiegen dadurch in der nur 3 1/2 Monate dauernden Saison auf ca. 5000 an. Ein Seminarraum ermöglicht sowohl der Bundeswehr als auch dem österreichischen Heer die Durchführung von Bergführerlehrgängen. Durch seine Menschenkenntnis fand er unter mehreren Bewerbern auch das richtige Pächterehepaar, das schon seit vielen Jahren die Hütte zu unserer vollsten Zufriedenheit bewirtschaftet.
Nachdem Horst u.a. unsere Bilanzdaten bei einer Jahreshauptversammlung vorgetragen hatte, äußerte sich unser 1. Bürgermeister Franz Stahl erstaunt: Das ist ja schon mehr als ein kleines Wirtschaftsunternehmen.
► Im Stiftlandgymnasium wurde eine Kletterwand und ein Boulderraum geschaffen. Dies erweckte von vielen Kindern und Jugendlichen das Interesse am Klettern, von denen wiederum viele Neumitglieder in der Sektion wurden. Die Mitgliederzahl konnte um das 3fache, von ca. 400 auf derzeit ca. 1200 Mitglieder gesteigert werden; das relativ hohe Durchschnittsalter der Mitglieder konnte dadurch erheblich gesenkt werden.
Die Sektion Karlsbad ist somit der mitgliederstärkste Einzelverein in Tirschenreuth.
► Die aktiven Übungsleiter und Bergführer konnten von 0 auf derzeit 20 hochgefahren werden.
► Sehr wichtig war die strategisch wichtige Vereinssitzverlegung bei der Jahreshauptversammlung in Auerbach im Jahr 2003 von München nach Tirschenreuth.
► Man könnte diese Aufzählung noch weiter fortführen.
► Ehre wem Ehre gebührt.
- Wegen seiner Verdienste erhielt er am 06.01.2009 von der Stadt Tirschenreuth den Turso
- 2016 wurde er bei gleichzeitiger 60jähriger Alpenvereinsmitgliedschaft zum Ehrenmitglied
- Als er sich 2019 nicht mehr zur Wiederwahl zum 1. Vorsitzenden aufstellen ließ, wurde er zum Ehrenvorsitzenden
Es ist schon bewundernswert, dass er dieses anspruchsvolle Ehrenamt bis in hohe Alter ausgeführt hat.
Schon lange vorher war seine größte Sorge, einen geeigneten und würdigen Nachfolger für dieses nicht leichte und zeitraubende Ehrenamt zu finden. Erst als dieser gefunden war, war er sichtlich erleichtert.
- Horst wurde auch nach seinem Ausscheiden aus der Vorstandschaft zu den Vorstands- und Beiratssitzungen eingeladen, da wir auf seine Erfahrung und auf seinen Rat nicht verzichten wollten.
- 2010 wurde ihm in Lienz eine große Ehre zu teil. Der „Obmann“ der Sektion Karlsbad, so nennt man dort respektvoll einen Vereinsvorsitzenden, wurde vom damaligen Österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer gebeten, ihn bei einer Wanderung zur Karlsbader Hütte zu begleiten und erhielt von ihm neben wenigen auserwählten Persönlichkeiten der Region eine offizielle Einladung zu einem abendlichen Empfang.
Ich kann mir vorstellen, dass Horst vor diesem erfreulichen Ereignis etwas nervös war, den Bauch eingezogen hat und etwas größer geworden ist.
Nach den vielen Daten noch ein paar Worte zu seiner menschlichen Seite.
Er war ein fröhlicher und unterhaltsamer Mensch und liebte die Geselligkeit. Er freute sich immer auf das monatliche Sektionstreffen im Seenario, bei dem er über alte Geschichten und Annektoden herzlich lachen konnte, u.a. über die festliche Bergmesse auf der Karlsbader Hütte zum 100jährigen Jubiläum, die von Pater Paul zelebriert wurde. Pater Paul wurde nach der Bergmesse der „Halleluja-Paul“ genannt, da in seiner Predigt und in seinem Schlusssegen sehr häufig das Wort „Halleluja“ vorkam. Humorvoll überrascht wurde Pater Paul schließlich von einem kleinen Tirschenreuther Spanier, der ihm nach der Messe, ebenfalls mit einem Halleluja, einen Segen erteilt hatte.
Unsere letzte Begegnung mit Horst war beim letzten Sektionstreffen, am 02. Sept. im Seenario und wir konnten es gar nicht glauben, dass er nur wenige Tage später, kurz nach seinem 84. Geburtstag, am 06. Sept., von uns gegangen war.
Lieber Horst, wir waren gerne mit dir zusammen und danken dir für deine geleistete Arbeit.
Lieber Horst, ruhe in Frieden.
(Auszug aus der Trauerrede)
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